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01.07.2007

15 Jahre Amt Biesenthal-Barnim

Ein Rückblick des langjährigen Bürgermeisters Herrn Kuther

Nach längeren Suchen und Prüfen hieß es in den damaligen Gemeinden der Kreise Bernau und Eberswalde die Stadt Biesenthal, die Gemeinden Danewitz, Melchow, Spechthausen, Trampe, Tuchen-Klobbicke, Grüntal, und Tempelfelde bilden einen Amtsbereich – das Amt Biesenthal-Barnim.

Den dazu erforderlichen Genehmigungsbescheid, durch das Innenministerium der Landesregierung, erhielten die oben genannten Gemeinden am 19. Juni 1992. Das Amt hatte „seine“ Geburtsurkunde! Die neue Organisationsform wurde als Verwaltungsorgan für alle Gemeinden auf- und ausgebaut. In allen Gemeinden traten die Gemeindevertretungen als ehrenamtliche Abgeordnete bzw. Bürgermeister ihren „Dienst“ an. Alles war neu, beginnend vom Umgang mit und für die Bürger, die Lesearten und Arbeitsweisen der gesetzlichen Bestimmungen, deren Umsetzungsmethoden sowie folglichen Auswirkungen. Gestatten Sie mir den Vergleich mit einem Titel des Romans des sowjetischen Schriftstellers M. Scholochow, es war „Neuland unterm Pflug“. Viele Menschen boten uns Hilfe dazu an. Besuche in Gemeinden und Ortsverbänden in den alten Bundesländern ließen uns Erfahrungen sammeln, auswerten und uns in die Lage versetzen das „Neuland unterm Pflug“ so zu brechen, damit wir eine funktionsfähige und moderne Form der staatlichen Verwaltung aufbauen konnten.

Heute, nach 15 Jahren, kann und muss eingeschätzt werden: „Ja, dieser Weg, diese Verwaltungsform, war und ist der Weg, der den Belangen und Verlangen der Brandenburger, der Barnimer am Besten entspricht.“ Die Entwicklung der Gemeinden des Amtes Biesenthal-Barnim ist dafür lebendiger Beweis. Doch in den neuen Bundesländern waren diese Entscheidungen nicht vereinheitlicht. Andere Länder, andere Wege, Bessere oder Trägere gab es zu bewerten, fallen zu lassen oder zu nutzen. Eine solche war die Gemeindegebietsreform im Land Brandenburg. Neue Strukturen sollten entstehen, Gemeinden in einheitliche Verwaltungsbereiche zusammen gelegt werden, Finanzen mussten gespart werden, die Bürokratie sollte „abgebaut“ werden, weniger Angestellte in den Ämtern oder amtsangehörigen Gemeinden sollten mit Hilfe modernerer Arbeitsmethoden bzw. Arbeitsmittel die Reform mit Leben füllen. Die Gemeindegebietsreform des Landes Brandenburg hatte einen politischen Unfrieden zur Folge. Noch nie hatte ich persönlich solche Beratungen im Innenministerium miterlebt wie in dieser Zeit. Das Aufeinanderprallen von verschiedenen Standpunkten zwischen Vertretern der Landesregierung und der „Basis“, sprich Amtsdirektoren und Bürgermeister, war mitunter von so kräftiger, sachlicher wie unsachlicher Art, dass der Grundgedanke der Gemeindegebietsreform oft in Frage gestellt schien. Auch unser Amtsbereich blieb davon nicht verschont. In der Stadtverordnetenversammlung Biesenthal entbrannte ein heißer und harter Kampf über das WIE und WOHIN, über die Stellung der Stadt in den angedachten Formen Großgemeinde oder weiter Amt Biesenthal-Barnim. „Integrität der Gemeinde“ war plötzlich das Schlagwort in allen Gemeinden, auch bei uns. Selbstverwaltung wurde „verherrlicht“, weg vom Amt stand zur Debatte, wir sind groß und erfahren genug andere mit zu betreuen. Eine Großgemeinde, hieß es, lässt die Geschichte der 1315 ernannten Stadt Biesenthal verloren gehen. Da stand ich nun als Bürgermeister in geteiltem Lager der Stadtverordneten. Musste, als ein mit sächsischer Mentalität erwachsener Mensch, erleben wie sich manch brandenburgischer Bürger zu einem „Wilhelm Tell“ erhob. Freunde, mit denen wir manch harte Nuss zum Wohle der Stadt knackten, standen plötzlich auf der anderen Seite. Das ICH, d. h. sinnbildlich, ich das Biesenthal brach wieder auf. Viele, auch andere Gemeinden wurden durch diese Art und Weise vor dem Kopf gestoßen. Der Gedanke der Gemeindesolidarität, den wir seit 1992 zielstrebig angingen und mit Erfolg gepflegt hatten, stand in Gefahr. In dieser Zeit half mir die kameradschaftliche Zusammenarbeit mit dem Amt und vor allem mit meinen Amtsbrüdern(-schwestern) unserer amtsangehörigen Gemeinden.

Ja, das war der feste Grundtenor, wir stehen den neuen Wegen offen gegenüber. Die Reform ist oder war nicht umgehbar. Es gilt jedoch und auch der „Integrität“ der Gemeinden wegen, die politische, kulturelle und auch örtliche Selbstständigkeit zu erhalten. Darin waren sich letztendlich die Gemeinden und deren Verwaltungsorgan, das Amt, einig. Nach Innen sie auch nach Außen. Nach Anhörungen im Innenministerium, auch wenn es von dieser Seite offenes „WIDER“ gegen unseren Standpunkt und Willen gab, blieben wir letztendlich STANDHAFT und man darf es so bezeichnen, SIEGER!
Wir haben für die nächsten Jahre die Form des Amtes erhalten, haben Gemeinden neu in unseren Verwaltungsbereich aufgenommen und haben bewiesen, dass diese Form lebensfähig, modern und Bürgernah ist.

Diese Zeit der Neufindung, aber auch Festigung von Arbeitsmethoden und Arbeitsweisen, hat uns gestärkt. Uns, das sind alle Gemeinden des Amtes Biesenthal-Barnim. Uns, das sind auch die gewählten Gemeindevertreter und Bürgermeister. Uns ist letztendlich, so auch gewollt, das Darstellungsbild und die heutigen Präsentationen unserer Orte, deren kulturelle Entwicklungen, deren erhaltenen Traditionen – kurz und bündig – die Gewähr der Integrität jeder einzelnen Gemeinden. Unser Amt ist innerlich wie auch äußerlich ein modernes Amt geworden. Es stellt sich den Forderungen unserer Zeit und eine erfolgreiche Arbeit der Gemeindevertretungen ohne unser Amt wäre das kaum möglich.

Ich beziehe diese erfolgreiche Arbeit einmal nur auf die Stadt Biesenthal. Eine solche „Bilanz“ kann auch jede amtsangehörige Gemeinde ausweisen.

  • Es arbeitet eine moderne Verwaltung für alle Gemeinden, sie sichert durch ihre Fachbereiche die Lebensfähigkeit und Fortentwicklung.
  • Der gemeinsame Amtshof sichert Ordnung und Sauberkeit.
  • Der Verband der Amtsfeuerwehren ist schlagkräftig und modern organisiert.
  • Die Arbeit mit und für die Jugendlichen entspricht modernen Anforderungen und wird amtseinheitlich geführt.
  • Die kulturellen Traditionen in den Gemeinden haben sich so gefestigt und entwickelt, dass sie weit über den Landkreis hinaus von Gästen besucht und genutzt werden – einfach bekannt und beliebt sind.
  • Die Vereinsarbeit in den Gemeinden hat stetig wachsenden Zuspruch und wird gefördert.
  • Die Stadtkernsanierung der Stadt Biesenthal hat in der doch „kurzen Zeit“ von 15 Jahren mit Erfolg ein neues, altes traditionell reiches Stadtbild geschaffen wie es angestrebt war und ist. Besonders ist dabei die positive Ausstrahlung über den Stadtkern hinaus als Erfolgt zu verzeichnen.
  • Die Infrastruktur hat sich im vollen Maße, wenn es auch noch einige Erfordernisse gibt, positiv entwickelt.
    Die Schulen, die Kitas der Stadt entsprechen den heutigen Anforderungen im vollen Maße.

So könnte ich, als Altbürgermeister, noch mehrere Punkte aufführen und man verzeih mir, wenn ich einige „Erfolgsstorys“ vergessen haben sollte.

Ganz klar sage ich aber, das alles wäre ohne unser Amt nicht möglich gewesen. „Das Amt als Bleistift der Bürgermeister.“ – Zitat des Amtsdirektors H.-U. Kühne vor vielen Jahren – hat sich bewährt, ist erwachsen geworden und zukunftsträchtig.

Dies waren und sind meine Gedanken zu

15 Jahre Erfolgsbilanz des Amtes Biesenthal-Barnim

Ihr Altbürgermeister der Stadt Biesenthal
Thomas Kuther